Montag, 22. Februar 2010

Picton….Landschaftliche und kulinarische Genüsse mit einer Prise stranger Genossen

Unsere 2 tägige Bustour über Christchurch nach Picton zeigte uns die Kehrseite des Reisens per Bus:
Wenige Stopps, viele Kurven, beleidigter Kreislauf und stickige, schwüle Luft führten dazu, dass wir heilfroh waren endlich in Picton anzukommen. Dafür entschädigte uns die „Durchreisenacht“ in Christchurch. Im Chesterstreetback gönnten wir uns den Luxus eines Doppelzimmers. Das gemütliche Knusperhäuschen und schöne Räumlichkeiten waren einladend und so war es direkt schade, dass wir erst so spät unser Quartier aufsuchten, aber die Up-Date-Möglichkeit in der Bibiliothek musste einfach genutzt werden.
Angekommen in Picton waren wir den Rest des Tages mehr oder weniger mit häuslichen Tätigkeiten beschäftigt: Wäsche waschen, einkaufen. Zwischendurch entschieden wir uns dann doch ein wenig die Füße bei schönem Ausblick auf die Fjorde des Marlborough Sounds zu vertreten bevor uns unsere Hausfrauenrolle wieder vollkommen einnahm…
Unser großes Projekt: Backen!!! Immerhin stand das lang ersehnte Wiedersehen von Natascha bevor, die noch dazu wenige Tage zuvor Geburtstag hatte. Logisch also, dass die Zusammenkunft von 3 eingefleischten Ernährungswissenschafterinnen das Motto „ Kulinarik aus der gesunden Küche“ inkludierte!
Basisrezepte waren schnell im Internet gefunden und schon ging es los:
Wir wollten endlich wiedermal dunkles Brot und das konnte ja wohl nicht so schwierig sein:
Vollkornmehl (wahlweise gemischt mit Hafer), Wasser, Kokosmilch (war natürlich wieder mal eine persönliche Abwandlung  und ersetzt Buttermilch und Öl), Sonnenblumenkerne, Backpulver, Salz…. Keine Rastzeit (also auch etwas für ungeduldige Personen wie mich) und 35 Minuten später ein perfektes Backergebnis!
In einer 2. Back-Lektion widmeten wir uns der Produktion von Muffins: selbstverständlich wieder auf Basis der Vollwertküche ….aufgeputzt mit Kerzal hatten wir gleichzeitig einen perfekten Geburtstagskuchen für Natascha:
Vollkornmehl, Zucker, Kokosmilch (ja,ja wieder mal die Abwandlung,…wer braucht schon Milchprodukte), 3 kleine Eier, Mandelsplitter, Äpfel und Karotten und 25 Minuten später konnten wir die Gaumenfreude riechen!!! Juhuiii!
Ganz klar das Abendmenü war festgelegt: Salat mit frischem Brot und Aufstrichen und als „Magenschließal“ dann einen Muffin! Wie ich das Backen und vor allem den Genuss von selbst Gebackenem vermisst hatte!
Den restlichen Abend verbrachten wir mit den beiden netten Deutschen Kevin und Linda, die wir bereits in Seacliff kennen gelernt hatten. Unsere beiden „Engel“ hatten uns damals mit dem Auto von der Asylum Lodge nach Dunedin mitgenommen. Diesmal waren sie verantwortlich für einen richtig lustigen Abend mit Wein, lustigen Geschichten aus dem Leben und einem Bauchmuskelkater am nächsten Tag vom Lachen. DANKE euch beiden, ihr seid der Beweis, dass Deutschland auch richtig nette Bewohner beherbergt!
Am nächsten Tag kamen Natascha und ihre Uni-Kollegin Gail mit der Morgenfähre. Die beiden hatten ebenfalls eine kurze Nacht. Sabine und ich hatten als Zimmerkollegen wieder mal einen inbrünstigen Schnarcher, diesmal sogar einen Landsmann, der lauthals dafür kämpfte uns wach zu halten. Daher starteten wir unsere gemeinsame Zeit gleich mal mit einem gemütlichen „Nachgeburtstgags-Brunch“. Schnell unsere Backversuche, frisches Obst, Gemüse und Aufstriche aufgetischt und bei netten Gesprächen und genüsslichen Schlemmen verging die nächste Zeit. Anschließend entschieden wir uns für einen Verdauungsspaziergang. Wir schnappten uns den Hostel-Hund Milly und spazierten bis zum Bobs Bay. Der erste Eindruck der wunderschönen Marlborough Sounds motivierte uns für den nächsten Tag eine Kajak-Tour quer durch die Fjorde zu buchen. Die Vorfreude war groß! Den restlichen Abend verbrachten wir in der Küche und mit Essen. Das Brot war bereits „ratseputz“ verspeist worden, aber das Rezept war ja simpel. Ein neuer Teig war bald gezaubert und weil es so schnell ging entschieden wir uns noch einen weiteren Backversuch zu starten: Pizza mit selbstgemachtem Hefeteig. Nachdem der Teig nach 30 Minuten Rast herrlich aufgegangen war , belegten wir zu viert jeder sein Eck,… es lebe die Individualität! Gut gefüllt ging es müde ins Bett und tiefer Schlaf war das optimale Ergebnis.
Der nächste Tag zeigte sich morgendlich noch bedeckt, optimal für sonntägliches langes Frühstück mit Eierspeise und reichhaltigen Leckerein. Weiter gings mit Körperpflege. …immerhin wollten wir schick sein für unsere große Kajaktour  Pünktlich für unser abenteuerliches Vorhaben kam die Sonne hervor. Nach einer kurzen Autofahrt nach Ngakuta-Bay starteten wir im 2er-Kajak. Ich hatte mit Sapinguine meine optimale Partnerin gefunden. Als Team waren wir immer im Spitzenfeld unterwegs… Trainingsvorsprung wurde uns sogar unterstellt: aber für mich war das nur wieder ein klarer Beweis dafür, dass ich mit Sabine die perfekte Reisepartnerin gefunden hatte. Auf einer einsamen Bucht hatten wir einen kurzen Zwischenstopp. Unser Guide bot uns eine Bananenpassionsfrucht direkt vom Strauch an. Reif, fruchtig, ein wenig säuerlich, war sie der perfekte Energiespender für den zweiten Teil unserer Kajaktour. Ich sag nur eins: jederzeit wieder!!!
Nachdem die Sonne sich zum Ende des Trips hin versteckt hatte, sehnten sich unsere Körper nach Wärme… ideal also, dass unser Hostel ebenfalls ein Hot-Spa-Becken anbot: die beanspruchten Glieder in 40°C wieder zu entspannen kann ich wirklich jedem nur empfehlen. Daneben hatten wir eine Menge Spaß mit den Badeentchen. Wer wissen will, was ich damit meine: Bilder sagen oft mehr als 1000 Worte,… ich werde bei der nächsten Möglichkeiten Photos auf Facebook stellen, dann wisst ihr, was ich meine!
Das Abendprogramm stand wieder mal unter dem Motto: „Die perfekte Hausfrau“… diesmal zeigte Natascha ihr Geschick mit einem Ergebnis, das sich sehen, riechen und vor allem schmecken lassen konnte: Pasta mit Zucchini und Schafskäse. Fehlte nur noch die perfekte Nachspeise: Gail als Kalifornierin brachte sich mit einem amerikanischen traditionellen „Rezept“ ein… Marshmallows feinst karamellisiert am offenen Feuer!!! Gut, dass wir einen Feuerkessel hatten und Holzspieße waren schnell mit Klebeband in die optimale Länge verlängert. Das High-Light: Cookie-Marshmallow-Sandwich: diese Kalorienbombe ist einen Versuch wert!!!!! Den restlichen Abend übten wir uns als Poeten…. Immerhin mussten wir als Abkömmlinge unseres Labors unsere besten Grüße auf eine passende Postkarte platzieren…. 3 Mädels mit viel Humor und Redegewandtheit… ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Montag verging sehr rasch. Sabine und ich mussten dringend Buchungen für unseren nächsten Trip den „Abel-Tasman Track“ vornehmen und merkten, dass wir schon etwas spät dran waren. Aber irgendwie geht’s immer, und ich kann verraten, im Nachhinein gesehen haben wir ideal geplant!!!!
Den Nachmittag nutzten wir nochmal für einen größeren Spaziergang dem Bay entlang bis zum Queen Charlotte View. Wunderschönes Panorama, einige richtig gute Gespräche mit Freunden und Attacken von Rieseninsekten prägten den bewegten Nachmittag. Leider verging die Zeit viel zu schnell und schon war es Zeit, Natascha und Gail zur Fähre zu bringen. … In mir schlummert aber die Hoffnung, dass Natascha und ich nochmal die Möglichkeit für ein gemeinsames Treffen in NZ haben, ach das wäre schön!
Wieder zu zweit folgten wir unserem Motto in Picton, diesmal eher unter dem Motto „Desperate Housewife“… zwar fruchteten unsere Koch-Versuche, aber wir kochten mit Angst in den Knochen. Immerhin hatte uns so ein „Alter Schwede“ nach einem Wutausbruch des Hostels verweisen wollen. (mehr dazu gibt’s beim Nachwort). Während ich mich unserer Brotback-Tradition widmete, zeigte Sabine, dass auch in ihr die ideale Hausfrau steckt. Wir genossen als Abendessen „Kraut-Schinkenfleckerl a la Sabine“ und folgten hierbei unserem Grundvorsatz: „Chilli und Knoblauch sind essentielle Grundzutaten in jedem Essen“. Also Christoph, wenn ihr mal einen feurigen Abend erleben wollt, dann bitte Sabine einfach, ihre legendären Krautfleckerl zu kochen. Die heizen ordentlich ein!
Unseren letzten Picton-Tag widmeten wir einem Organisationsmarathon. Immerhin verlangte der Abel-Tasman-Track eine 100%ige lückenlose Planung. Irgendwie hatte uns der „Chaotismus“ unserer Vorplanung einen Streich gespielt. Aber in der Not wird frau erfinderisch und im Endeffekt fanden wir einen idealen Plan B gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen der Villa und der I-Site. An dieser Stelle möchte ich hervorstreichen, dass in diesem Land Hilfsbereitschaft, Geduld und positives Denken ganz groß geschrieben wird. Ich habe also ganz klar den Vorsatz, mir eine große Scheibe davon abzuschneiden und mit in die Heimat zu nehmen!!!!

Wie versprochen widme ich mich im Nachtrag jenen „strangen Typen“, die uns in der Villa begegnet sind:
• Aisatische Eigenheiten:
Fall 1: weiblich, Anfang 20, introvertiert, Zimmerkollegin: unter dem Motto „für jedes Packerl (Gepäckstück) sein Sackerl“ entwickelte diese Erdenbewohnerin einen irrsinnigen Ehrgeiz darin, jeden ihrer Gegenstände in ein Plastiksackerl zu packen und dies zu einer unchristlichen Uhrzeit nämlich früh morgens. Sabine und ich nahmen daher an, das Mädchen würde sehr früh abreisen und sei besonders ordentlich. Wir wurden eines besseren belehrt. Die Packerei hielt den ganzen Tag an. Jedes Teil wurde wieder und wieder anders verpackt und umgepackt. Auch die nächste Nacht teilten wir noch ein gemeinsames Zimmer. Nachdem bereits Schlafsack und alles andere perfekt im Koffer verstaut waren, entschied sich die Asiatin im Gewand und mit der Zusatzdecke des Hostels, sozusagen reisefertig, zu schlafen. Auch unsere korrigierte Annahme, das junge Ding würde sehr zeitlch am nächsten Morgen aufbrechen, erwies sich als falsch. Um 9 Uhr, gemeinsam mit uns, checkte sie aus.
Fall 2: weiblich, Mitte 30, freundliches Lächeln, Hostelbewohnerin: unter dem Motto „Köpflein schütz dich“ nützte diese Asiatin das Angebot des Hostels einen Radhelm auszuborgen. Die Passform dürfte wohl gestimmt haben, denn mit einer Ausnahme, war diese Frau immer nur mit Helm zu sehen: in der Küche, beim Spaziergang am Bay,… Ihr fragt euch nach der Ausnahme? Nun, einmal entdeckten wir die Hostelkollegin beim Rad fahren. Was sie trug? Natürlich einen Hut!!!!
• Alter Schwede: Wie bereits kurz angedeutet war eine weitere Nationalität neben Deutschen und Asiaten im Hostel vertreten. Der etwa 70 jährige Schwede hatte die Eigenheit ,in den 5 Tagen, die wir im Hostel verbrachten, entweder das gleiche blaue Hemd zu tragen – oder noch schlimmer – mit nacktem Oberkörper herumzulaufen. Aber, es lebe die Toleranz und Individualität, darüber könnte man ja noch hinwegsehen. Leider stellte sich auch der Charakter des alten Schweden als SEHR eigenartig heraus. An Tag 3 entschieden wir uns noch 2 Nächte im Hostel zu bleiben um unseren Trip fertig zu planen. Wir gingen zur Rezeption, wo wir uns hinter Mr. Blue-Shirt einreihten. Sein Anliegen war neben der Verlängerung seiner Verweilzeit im Hostel die rückwirkende Vergünstigung der bezahlten Nächte durch den Kauf einer speziellen Mitgliedskarte. Den zu bezahlenden Betrag beschloss der alte Mann nachzurechnen. Leider mit einem Denkfehler… die Konsequenz: er fühlte sich „beschissen“. Tja ich, hilfsbereit – und zugegeben auch ungeduldig - wie ich bin, versuchte dem Mitbewohner den Rechengang nochmal zu erklären…. Schlechte Idee! Als „Danke schön“ bekam ich einen bitterbösen Blick und die Aussage (sinngemäß übersetzt): „Ich hab Sie nicht gebeten mich zu stören.“ Etwas irritiert entschloss ich mich meinen Mund zu halten. Das Mädel an der Rezeption war auch schon etwas verärgert und verzweifelt. So startete auch Sabine einen Versuch die Situation aufzulösen“ May I help you?“…war ihre höfliche Frage und die für alle verwunderliche Antwort war: „Yes“… also versuchte Sabine erneut den Rechenweg verständlich zu machen. Das Ergebnis: ein aufgebrachter, tyrannischer , starrer Blick und folgender Wortlaut: „Warum mischen Sie sich jetzt auch noch ein. Sie sind sehr unhöflich“. Dann starrte er mich an und meinte: „Lachen Sie mich nicht aus“…oje, ich hatte einfach versucht in die Luft zu blicken und so glimpflich wie möglich aus der Situation zu kommen. Er zerriss seinen Rechenzettel und stürmte hinaus. Als wir ihm etwas später wieder begegneten meinte er, wir sollen das Hostel verlassen…. Den restlichen Abend hatten wir bei all unseren Tätigkeiten Angst in den Knochen und das dumpfe Gefühl verfolgt zu werden. Auch seine halbherzige Entschuldigung, die später folgte, konnte nichts mehr an unserem Eindruck ändern, dass es sich hier eindeutig um einen Irren handeln musste. Naja, die Moral von der Geschicht, helfen kann man so einem „Alten Schweden“ nicht!!!!

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