Dienstag, 1. Juni 2010

Abschied nehmen: die Zeit bleibt nicht stehen, ABER ich freu mich auch euch alle wiederzusehen!

Wie schnell die Zeit doch vergangen ist, es fühlt sich an, als wären erst wenige Wochen vergangen, als Christof und ich gemeinsam vom verschneiten Vorarlberg in das sommerlich heiße Asien geflogen sind. Solch eine Reise ist immer geprägt von zwischenmenschlichen Begegnungen: wertvoll, lehrreich und vielleicht auch schmerzhaft, denn immer wieder ist es auch Zeit Abschied zu nehmen.

Vor dem Verabschieden stand aber erst mal ein Wiedersehen in Sydney auf dem Programm. Ciska und ich trafen uns abends am Hafen bei wunderschöner Abendstimmung. Die Freude war groß und wir hatten beide viel zu erzählen. 6 Wochen hatten wir uns nicht gesehen und wir staunten nicht schlecht, wie umfangreich unser Up-Date ausfiel. Mir wurde wieder so richtig bewusst, welch Privileg wir doch haben, solch eine Reise mit all seinen wunderschönen Höhepunkten erleben zu dürfen. Bei einem weiteren Wiedersehen durften wir „high life“ dabei sein. Die 16jährige Jessica kam nach 5 Monaten Weltumsegelung wieder in ihrem Heimathafen an und die Aufregung der „zu Hause Gebliebenen“ war groß. Die Stimmung war toll und das junge Fräulein danach im Interview mit den Politikern, die alle Rang und Namen hatten, mehr als souverän. Jessica bewies eindrucksvoll, wie man über die eigenen Grenzen hinauswächst und alle Herausforderungen, die in keinster Weise geplant werden können, meistert. Ich hab mich in diesem Moment so richtig in ihre Gefühlslage hineinversetzen können: überwältigt von den Erlebnissen der vergangenen Monaten alleine am Meer, Stolz auf das Geschaffte, glücklich alle Lieben wieder zu sehen, mit dem Kopf und vor allem dem Herze noch mitten am Meer und mit dem Gedanken spielend, am liebsten doch gleich wieder umzukehren. Sie war für mich ein wenig ein Extrembeispiel dafür, was in mir zur Zeit so alles an Gefühlen und Gedanken herumschwirrt. Denn egal in welcher Form man solch eine Reise erlebt, die Zeit prägt und man wächst an den Herausforderungen. Die einzigartigen Erlebnisse bleiben im Herzen das ganze Leben lang eingemeißelt.

Aber jetzt wieder zurück zu den Sydney- Höhepunkten. Ich hatte noch 3 nette Tage in Australien. Einquartiert in Eva´s Backpacker hatten wir ein zentral gelegenes Hostel gefunden, von dessen Dach aus wir einen fabelhaften Blick auf die Skyline hatten. Ciska hatte leider Schmerzen im Fuß und so trafen wir uns immer wieder an den verschiedensten Orten und machten uns zum Treffpunkt alleine auf den Weg, ich zu Fuß und Ciska mit dem Bus. Die Kombination, Zeit mit lieben Menschen zu verbringen und zwischendurch die Möglichkeit zu haben für mich alleine zu sein, hatte ich auf meiner ganzen Reise sehr geschätzt. Quer durch den botanischen Garten spaziert kam ich immer auf sehr naturverbundene Art zum Hafen, von wo aus die Stadt ideal erkundet werden konnte. Wir überquerten die Habour Bridge nach gemütlichem Schlendern durch „The Rocks“, wo Ciska eine Bekanntschaft aus Neuseeland wieder traf. Wieder mal ein Beweis, dass der Spruch „Man sieht sich im Leben immer 2mal“ auf alle Fälle Berechtigung hat. Nach Schnäppchenjagd auf der George-Street war ich nun endlich wieder Besitzerin von Zivilisations-tauglichen Schuhen. Weiteres Shoppen unterband ich aus dreierlei Gründen: 1.Australien ist furchtbar teuer und die Reise hatte doch stärker als geplant an meinem Konto genagt, 2. ich musste alles schleppen und 3.ich hoffe, durch den Arbeitsstress in Wien wieder zu meiner Wohlfühlfigur zu finden. Also Grund 1 und 3 könnten sich ja hoffentlich auf einmal lösen, wenn sich mein Arbeitgeber dazu durchringt mich nicht nur mit viel Arbeit zu überhäuften, sondern auch dementsprechend zu entlohnen. Mit meinem dazugewonnen Verhandlungsgeschick und vor allem Wissen sollte ich hierbei keine Probleme haben (hab ich schon erwähnt, dass ich auch meine Fähigkeit positiv zu denken ins Unermessliche gesteigert habe?*gg*) Den letzten Tag erfüllte ich mir noch einen Wunsch auf meiner Sydney-To do-Liste: eine Hafenrundfahrt zum Manly-Beach. Leider hatten wir keinen guten Deal mit dem Wetterfrosch geschlossen und so fing es auf halber Fahrt zum Regnen an. Angekommen in Manly setzten wir uns also in ein Kaffeehaus: ich mit meinem Photoalbum, ausgestattet mit Infomaterial zum Ausschneiden und Einkleben und Ciska mit einem Buch. Hätte ich mich früher darüber geärgert, dass ich nicht planmäßig den Tag am Strand mit Sonnenschein genießen konnte, genoss ich nun Kaffee und Kuchen und bastelte vergnügt vor mich hin. Mein Projekt ein wenig flexibler zu werden würde ich also auch mit einer positiven Zwischennote beurteilen, doch ein Endzeugnis möchte ich mir noch nicht ausstellen, immerhin ist das Leben noch lang und man lernt ja wohl nie aus, wäre auch langweilig!

Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger nach Bangkok, das Timing konnte nicht besser sein, denn ein weiteres Mal zeigte sich Sydney grau in grau und der Himmel entledigte sich seiner aufgestauten Regenmassen. Zurück in den Hochsommer hieß es dann in Thailand, wo mich 40°C und schwüles Wetter erwarteten. Viel wichtiger als das Wetter aber war mir das Wiedersehen mit Christof, der die Tage davor von einer Kombination mühsamer Viren und Bakterien heimgesucht worden war. So war bis zum Schluss nicht sicher, ob sein Gesundheitszustand überhaupt eine romantische Begegnung am Flughafen zulassen würde. Christof nahm wirklich alle noch vorhandenen Kräfte zusammen und holte mich am Flughafen ab, leider zwar nicht planmäßig mit Blumenstrauß, fröhlich und fit, sondern im Auto sitzend und von allen möglichen Temperaturschwankungen heimgesucht, geschwächt und genervt, weil auch ihm lieber gewesen wäre bei bester Gesundheit zu sein. Naja manchmal muss ich wohl doch noch an meiner Flexibilität arbeiten. So schön hatte ich mir das Wiedersehen ausgemalt. Es handelte es sich aber auch wirklich um eine Verkettung unglücklicher Umstände. Immerhin präsentierte sich auch die Stadt bei meinem Wiedersehen von seiner Schattenseite: die politischen Unruhen hatten beinahe ihren Höhepunkt erreicht und der Weg zur Wohnung wurde ein wenig zu einem Labyrinth, nachdem wir den Polizeisperren ständig ausweichen mussten. Meine Gefühlslage war zwischen den Fronten: ich freute mich wie ein kleines Kind Christof wieder zu sehen und wollte ihn gern wieder „aufpäpeln“, gleichzeitig war es für mich unheimlich schwierig mich so eingesperrt zu fühlen und mein halbes Herz schlug noch für meine bereisten Länder, die ich so schnell nicht wiedersehen werde. So saßen wir gemeinsam in Warteposition in der Wohnung: Christof in der Hoffnung bald wieder gesund zu werden und ich unruhig, weil ich mir wie in einem goldenen Käfig vorkam. Die Wohnung ist wirklich toll und ich hatte schon lange nicht mehr so komfortabel gewohnt, aber ich hatte/habe einfach auch kein „Sitzfleisch“ mehr. Die täglichen Erkundungsreisen der Orte und Gegenden waren für mich schon zur liebgewonnenen Routine geworden, und mich längere Zeit in einem Raum aufzuhalten war eine neue Challenge für mich. Gut also, dass Christof einen schönen Pool und ein Fitnessstudio gleich vor seiner Wohnungstür hat. So schaffte ich zumindest ein wenig körperlichen Ausgleich. Auch hatte ich unheimliches Glück, was das Timing meiner Ankunft anbelangte. Einen Tag später und Christof hätte mich nicht abholen können, weil in Bangkok während der Nachtstunden eine Ausgangssperre verhängt wurde.

Eines hatte ich während meiner Reise gelernt: Pläne sind dafür da um immer wieder über den Haufen geschmissen zu werden. Ich spürte, dass Bangkok in dem Moment nicht der richtige Ort für mich war und demnach entschied ich mich zu einer vorzeitigen Heimreise nach Österreich. Sobald ich die Entscheidung getroffen hatte, konnte ich Bangkok wieder mehr genießen. Zusätzlich hatte sich nach ein paar Tagen die Lage ein wenig entspannt, Christof war auf dem Weg der Besserung und einem Treffen mit Christofs Onkel Bernd, seiner Freundin Yui und einem weiteren Vorarlberger Kurt, der auf Besuch war, stand nichts im Wege. Obwohl ich beinahe den ganzen Tag im Shopping-Center verbrachte, war ich wohl gegen den Bangkok-Shopping-Wahn immun, gleichzeitig machte mir aber die beratende Rolle irrsinnigen Spaß. Erst am nächsten Tag, an dem ich im Alleingang am Chatuchak-Markt, einem der größten Wochenendmärkte Bangkoks, herum flanierte, wurde auch ich ein wenig zum Schnäppchenjäger. Hier ist der Preis wirklich absolute Verhandlungssache und ich konnte schon mal vorab mein Verhandlungsgeschick unter Beweis stellen. Ich hatte bereits vorher provisorisch meine Koffer gepackt um abschätzen zu können, wie viel Platz mir noch zur Verfügung stand. So kannte ich meine Grenzen und das war auch recht gut. Nachdem ich ja noch keine neue Wohnung habe, und meine Eltern mir vorübergehend nicht nur Schlafplatz sondern auch limitierte Lagerung gewähren, möchte ich deren „Gastfreundlichkeit“ nicht überstrapazieren. Außerdem habe ich noch sehr gut meinen Auszug, mit jeder geschleppten Schachtel und Möbelstück im Gedächtnis. Auch hat mir meine Reise gezeigt, dass man mit sehr wenig sehr gut auskommen kann und es einem aber trotzdem an Nichts fehlt. Das Gefühl ohne viel Konsum und Schnick-Schnack rundherum glücklich sein zu können musste ich ausnützen und damit auch mein Gelbörserl schonen! Außerdem heißt es ja sparen für meine nächste Reise! Wohin es geht weiß ich noch nicht! Es gibt einfach so viele schöne Plätze, dass die Wahl schwer fällt!
Zurück zu meinen Bangkok-Erlebnissen. Nach dem Shopping-Tag folgte ein sportlicher Abend. Mit Yui und ein paar ihrer Freunde jagten wir über den Badminton-Platz, das tat so richtig gut. Den letzten Tag verbrachte ich mit Kurt, einem Vorarlberger Kollegen, der seine neugewonnene Freizeit in der Pension mit Reisen verbringt. Wir waren auf der Suche nach den schwimmenden Märkten wohl mit dem Taxi zu einem historisch wertvollen Platz gebracht worden, die Märkte aber vermissten wir. Das Taxi hatte uns statt dessen zu den Damnoen Saduak floating markets gebracht. Hier kurvten wir mit einem Golf-Car durchs Gelände, dass viele schöne Tempel und einen super Aussichtshügel zu bieten hatte. Leider rächte sich unser Fortbewegungsmittel dafür, dass wir nicht immer artig auf dem Weg blieben und so hatten wir einen "Batschen“. Wir hatten aber Glück und bald war für einen neuwertigen Ersatz gesorgt. Die restliche Fahrt verbrachten wir nun brav auf den Wegen. Anschließend ging es zum Chao Phraya und über eine Flussfahrt kamen wir zu den prunkvollen Tempelanlagen. Wie für einen typischen Touristen üblich besichtigten wir also auch den What Po mit seinem liegenden Buddha und posten fürs Photo. Zum Abendessen fuhren wir mit der BTS (Sky train) bis zur Station Siam und wagten uns dort ins Einkaufs-Stadtviertel - , indem uns das abgebrannte Central World und weitere ausgebrannte Gebäude erwarteten. Alles, was verschont geblieben war, inklusive MBK, hatte schon wieder geöffnet! Trotzdem war die Stimmung schon sehr eigenartig und ich musste an die Gewaltakte der Vortage denken. Christof hatte mich ein wenig mit Hintergrundinformation versorgt. Wie viel Korruption und Machtspielchen im Hintergrund mitspielen und dass am Ort des Geschehens die armen Menschen sterben, die für Geld alles machen, das sind Tatsachen, die mich auf alle Fälle traurig stimmen. Da schätzt man wieder die politische Situation in Österreich, wo sich zwar jeder von uns immer wieder über Aussagen und Charaktere ärgert, wo es aber im Großen und Ganzen auf alle Fälle zivilisiert zugeht!
Mein Resümee:
Keinen einzigen Tag auf meiner Reise möchte ich missen. Sicherlich waren bestimmte Situationen oder Perioden der Reise eine Challenge, die ich aber liebend gerne angenommen habe. Ich habe keine Minute lang meine Entscheidung Bildungskarenz in Anspruch zu nehmen bereut. Ich denke, dass der Bereich Bildung auf meiner Reise weitaus über meine Studienarbeit hinausging. Vor allem Neuseeland wird für mich immer viel mehr sein, als das Land der langen weißen Wolken und Schafe. Ist auch die Population quantitativ eher dünn besiedelt, so kann ich über die Qualität der Menschen nur Gutes berichten. So sind wunderbare Bekanntschaften und Freundschaften sowohl mit anderen Reisenden als auch mit Einheimischen entstanden. Durch Land, Leute und Situationen habe ich sehr viel über mich selbst erfahren und komme gestärkt, mit viel Energie, positivem Denken und Selbstbewusstsein zurück in meine Heimat. Denn eines hab ich auf alle Fälle auch realisiert: Österreich ist jenes Land, in dem ich alt werden möchte: wunderschöne Landschaften, meist gutes Klima und Sicherheit bieten eine hohe Lebensqualität. Gleichzeitig bin ich hier geboren und hab in meiner „Abstinenz“ so richtig realisiert, was mir Familie und Freunde zu Hause bedeuten. Auf der anderen Seite sind Distanzen so unbedeutend geworden. Hab ich früher abgewogen, ob es sich lohnt für einen Tag die 100km von Wien nach Wieselburg zu fahren, ist diese Distanz nun ein „Lerchalschaß“ gegen die vielen Kilometer die ich mit Flugzeug, Bus, Fähre, Kajak und zu Fuß zurück gelegt habe. Aber in nächster Zeit möchte ich auf alle Fälle, wann immer es möglich ist, wieder viele Kilometer zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Zug zurück legen. Europa bietet nämlich den Vorteil, dass die vielen wunderschönen Orte und Gegenden alle mehr oder weniger in unmittelbarer Nähe sind.
Wie es nun weitergeht:
In München angekommen bin ich von meinen Eltern mit großer Wiedersehensfreude abgeholt worden, nach so vielen Monaten wissen wir wieder was wir aneinander haben, auch wenn es zwischendurch gut tut, wieder ein wenig Abstand voneinander zu gewinnen. Akira war zu Hause Feuer und Flamme und ich wurde mit wilden Küssen überseht. In Wieselburg habe ich auch bereits meine ersten Wiedersehensbesuche genossen. Auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben: liebe Freunde haben Kinder bekommen, Haus gebaut, entschieden zu heiraten,…auch für mich wird die Zeit kommen, wo diese Dinge oberste Priorität haben. Bis dahin freu ich mich aber auf eine arbeitsintensive, produktive und reiseintensive Zeit in der ich noch viel Erfahrung sammeln kann! Jetzt freu ich mich mal darauf euch alle wiederzusehen und von euch zu erfahren, wie es euch denn in den letzten Monaten so ergangen ist!
Von einigen von euch habe ich bereits gehört, dass ihr Fan von meinem Blogg geworden seid. Das freut mich natürlich besonders. Kommentare sind natürlich immer noch erwünscht ! Ich bin mir auch sicher, dass ich in ein paar Jahren mit einem Lächeln auf den Lippen meine Einträge lesen werde und vielleicht mit ein bisschen Wehmut aber auch mit ganz viel positiver Emotion in alten Erinnerungen schwelge.