Samstag, 15. Mai 2010

Australien: Wildlife - das Leben im Outback

Wildlife im Outback: 4.-14. Mai
Danke fürs Daumen Drücken: ich durfte die Koala im einzigen Koala-Spital Australiens in Port Macquarie bewundern. Da ich mich zur Fütterungszeit dort eingefunden hatte, waren die Langschläfer munter und fleißig am „schnabulieren“. Die meisten dieser liebenswerten Kameraden haben eine weit verbreitete bakterielle Infektion der Harnleiter (für Interessierte: dies ist optisch durch die hellere Fellfarbe im „Po-Bereich“ bemerkbar), die mit Antibiotika behandelt wird. Ansonsten hatten sie schmerzhafte Begegnungen mit Hunden oder Autos. Wenn sie wieder voller Gesundheit sind werden die Beuteltiere wieder in einem schrittweisen Programm in die Wildnis entlassen.
Stichwort Wildnis bringt mich zum nächsten Kapitel auf meiner Abenteuerreise durch Australien. Um das wahre Leben der Aussies kennen zu lernen beschloss ich nochmals als „WWOOFER“ (Willing working on organic farms“) so richtig die Hände in den Dreck zu stecken. So verschlug es mich nach Wollombi, einen kleinen Weindorf in Hunter Valley, ca. 250 km nördlich von Sydney. Mit dem Zug in Singleton angekommen erwarteten mich Lesley (46), Rubi (2) und Benjo (10).
Ich möchte euch mal die etwas untypische Familie vorstellen. Lesley konnte ihren Kinderwunsch im Alter von 44 Jahren doch noch realisieren und das ganz ohne Mann….naja so ganz stimmt das auch wieder nicht. Papa Paul ist schwul, lebt in Sydney gemeinsam mit seinem Freund, und ist der ehemalige WG-Kollege von Lesley. Das Zeitmanagement und Prozedere für das perfekt geplante Herstellungsverfahren von Rubi erspar ich euch einmal (reicht ja, dass ich davon in Kenntnis gesetzt wurde *gg*). Das Ergebnis ist ein 2 jähriges Mädchen, das ihr Leben als Liliputaner bestreiten wird. Die kleine Lady ist aber absolut auf Zack und weiß genau, wie Mama und ich abends um 9 Uhr total kaputt ins Bett fallen. 10 Tage in Isolation mit Rubi waren eine lehrreiche Zeit mit guten sowie mit weniger guten Zeiten. Die kleine Madam, oder „Sausage“ also „Würstel“, wie Lesley sie gerne nennt, ist gerade in ihrer „no“-Phase. Schade nur, dass ich ihr trotziges Gesicht nie so malerisch beschreiben kann, sodass ihr wisst, welch Mimik sie dabei aufsetzt (und für die Photos hat sie immer ihr gewinnendsten Lächeln eingesetzt- sehr raffiniert!). Benjo war der wahre Sonnenschein. Als richtiger Gentleman wacht der Mischlingsrüde über seine Familie und ist für jedes Ballspiel und jede Kuschelrunde zu begeistern. Ihn werde ich wohl am meisten vermissen. Wobei, die Zeit war auch richtig schön. Das Tal, in dem das Haus steht ist malerisch und die Herbstbäume erstrahlten in den sattesten Rot-Tönen. Die Morgen waren kalt mit Reif und teilweise ein wenig Nebel der täglich pünktlich zum Morgenspaziergang wich und anschließend blauem Himmel und Sonnenschein Platz machte. Das Tal ist auch Heimat von vielen Kängurus, Wombats und schwarzen Kakadus. Ich verbrachte viel Zeit in der Natur. Die Weide, auf der die beiden Pferde Star und Rosie grasen, wurde gemäht und eine meiner Aufgaben war es, das Heu zusammenzutragen und zu kompostieren. Der alte Kompost wiederum soll nun die vielen Obstbäume im Garten nähren. Der Zaun musste repariert werden, Holz gehackt und geschlichtet werden, und schnell waren mir die englischen Wörter für Mistschaufel, Rechen, Hammer, Kombizange….bekannt, ich war der neue Mann im Haus und dementsprechend ist mein Körper nun ein gefundene Baustelle für jeden Beauty-Salon: Blasen an Händen und Beinen die teilweise offen sind, Schiefer in den Händen, Stacheln in den Fußsohlen und permanenter Dreck unter den Fingernägeln definieren meinen neuen Look. Gut also, dass ich noch ein paar Puffertage in Sydney habe, bevor ich meinen Schatz in Bangkok optisch schocke *gg*. Aber auch meine hausfraulichen Tätigkeiten waren gefragt und das reife Gemüse wurde täglich zu delikaten Mahlzeiten verarbeitet. Dementsprechend ist nun mein Vitamin-und Mineralstoffspeicher wieder aufgefüllt. Außerdem hatte ich endlich wieder alle Zutaten zum Kuchen und Brot backen. Gerne hätte ich mich mit Lesley, die gelernte Köchin ist, gemeinsam an den Herd gestellt und vielleicht noch ein paar Tipps bekommen, das war jedoch leider nicht möglich. Rubi beanspruchte immer mindestens einen von uns. Little Sausage wurde außerdem gerade ans Töpfchen gewöhnt und so gab es viel zum Waschen, denn nicht jedes „isch“ kam, wann es sollte. Nachdem das Gebiet nicht aufgeschlossen ist, geschieht die Stromgenerierung über Solarenergie, die Wasseraufbereitung über gefiltertes Teichwasser und das Wasser wird über einen Holzofen erwärmt. Das Wasser zum Abwaschen wurde gesammelt und diente zum Pflanzen gießen und das Duschen fiel kurz und manchmal lauwarm aus. Aber dieses einfache Leben kann auch schön sein, eine gewisse Sensibilität für die Ressourcen der Natur aufzubauen, kann - wie ich finde - niemandem schaden.
Zum Abschluss möchte ich auch die richtig schönen Momente, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden, mit euch teilen. Die morgendlichen Spaziergänge durchs Tal, inklusive täglicher Lektion von Tier-und Pflanzenwelt durch Lesley, die eine Expertin auf dem Gebiet ist, waren nicht nur lehrreich, sondern konnten mich immer wieder ein bisschen „erden“. Ich bin und bleib nun mal so a bissal ein „Landei“. Benjo war unser täglicher treuer Gefährte und auch die beiden Pferde Rosie und Star nahmen wir zweimal mit auf unsere Expedition. Wir begegneten nicht nur süßen Jungkälbern sondern auch einer Horde Pferde von der Nebenkoppel, die sich noch über die aktuelle Rangordnung einig werden mussten. Dies inkludierte leider auch „Fußgreiflichkeiten“, sprich sie schlugen mit den Hufen wie wild um sich! Gut, dass ich mich hinter Stars dicken Bauch verstecken konnte, das hätte auch schlimm ausgehen können. Die Folge war eine dicke Lippe für Benjo, der den Hufen zu nahe gekommen war und der Schock, der uns allen in den Gliedern saß. Aber so ist das nun mal in der „Wildnis“. Aber auch die Pflanzenwelt war faszinierend. Dicke alte Eukalyptusbäume dienen nicht nur den Koalas als Futterquelle. Zwischen den Fingern zerrieben ist der Duft des ätherischen Öls , genauso wie der, der Wildzitronenschalen ein Sinneserlebnis der besonderen Art. Einen Abend verbrachten wir auf einer Anhöhe mit perfekter Aussicht auf den Mt. Yengo, einem heiligen Berg für die Aborigines, hinter dem die Sonne unterging. Umgeben von Eukalyptuswäldern und sanften Hügeln war das Farbenspiel einfach phänomenal. Mein Ausritt auf Star durch das Tal war ein herrliches Work-out. Die Pferde der Nebenkoppel liefen mit uns und ein feindlicher Angriff blieb aus! Mein letzter Abend mit Rubi brachte einen versöhnlichen Abschluss. War noch großes Heulen angesagt, als Mama zur Theaterprobe aufbrach, konnte ich Rubi mit dem delikaten Süppchen bestechen. Die neu entdeckte Leidenschaft des Zähneputzens und die Kissenschlacht machten uns beide müde und mit Kinderliedern und einem Flascherl Milch gings ab ins Bett. Meine lieben Freunde zu Hause, ihr seid also herzlich willkommen mich als Babysitter zu missbrauchen, ich hab von Lesley nur die besten Noten bekommen. *gg*
Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote aus dem Leben der Fettnäpfchen-Treterin Sigrid:
Die Tage waren oft heiß und ich oft zu beschäftigt, um mein T-Shirt zurück zum Haus zu bringen. Also steckte ich es einfach hinten in die Hose. Das natürliche Bedürfnis meine Blase zu leeren führte mich zum Plumps-Klo. Die Hose runter gezogen fiel mein Blick nochmal in die Grube, ojemine das graue Irgendwas kannte ich doch…noch dazu mein Vancouver-Leiberl. Half nichts, schnell war eine Mistgabel gefunden und das Shirt herausgefischt. Gut, dass wir jedes „Geschäft“ mit ein bisschen Tonerde begraben. Ausgekocht und mit Bio-Waschmittel inklusive Eukalyptusöl bearbeitet ist das Shirt nun wieder im Ursprungszustand und bereit in Sydney getragen zu werden! Dort feiere ich heute ein Wiedersehen mit Ziska, die hier am Mittwoch gelandet ist.

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