Dienstag, 6. April 2010

teuflisches Australien: ein Start mit Hindernissen

26. März-6.April
„Jump on – Jump off“ …da hat mich wohl der Teufel geritten!
Am 25. März landete ich abends in Sydney, doch meine Reise wollte ich früh morgens am 26. März fortsetzen, denn mein eigentliches Ziel war Tasmanien. Ich verbrachte daher die Nacht am Flughafen und nützte die Internet-Möglichkeiten zum Skypen mit Freunden zu Hause. Ich hatte viel zu erzählen, immerhin lagen über 2 Monate im Land der langen weißen Wolken hinter mir und ich war natürlich auch gespannt auf News von zu Hause. Nach ein paar unruhigen Stunden Schlaf ging es zum Inlandsflughafen. Knapp 2 Stunden später war ich in Tasmanien, Australiens größter Insel, die Neuseeland, bezüglich seiner Naturwunder mühelos das Wasser reichen kann. Ich machte mich erst mal auf die Suche nach einem öffentlichen Verkehrsmittel nach Hobart, doch der Bus war mir gerade vor der Nase weg gefahren. Dies stellte sich als glücklicher Zufall heraus. So kam ich mit einem freundlichen jungen Einheimischen ins Gespräch, der für eine Familienfeier auf Besuch in der Heimat war. Er wurde von seiner Cousine abgeholt und ich durfte mitfahren. Salomon war voll in seinem Element als Reiseführer, immerhin hatte er diesen Job für „Jump on“-Tours bereits betrieben. So konnte ich auch sein Netzwerk in Tasmanien nutzen, und nach einem kurzen Telefonat hatte ich ein Zimmer im Central City Backpacker und die Nummer von Greg, dem Chef von Jump-on-Tours. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mich in Hobart umzusehen und mir Broschüren vom Informationscenter durchzulesen. Das öffentliche Busnetz hier ist leider nur direkt in Hobart und entlang des High-Ways vorhanden und so blieb mir keine Wahl, wenn ich die Insel sehen wollte mustte ich mir die für mich passende Tour raus suchen. Ich verglich Preise und Ausflugsziele und entschied mich schlussendlich dafür Greg anzurufen. 5 Tage Ost+Westküste inklusive Natur und Wildtiere in einer kleinen Gruppe, das hörte sich doch ganz gut an. Ich konnte die Tour am Montag in Launceston beginnen.
Samstag verbrachte ich am bekannten Salamanca-Markt. Der Marktplatz war gefüllt mit „Standl“, die Köstlichkeiten, „Ramsch“ und traditionelle tasmanische Waren aller Art anboten. Auch der Blick in den Outdoorshop lohnte sich. Meine stinkenden Wanderschuhe wurden gegen neue wasserdichte und stabile getauscht. Jetzt kann ich wieder meine Schuhe ohne schlechtes Gewissen ausziehen. ;-) Der Spaziergang am Hafen inkludierte einen Mittagssnack mit Fisch und Pommes, ein absolutes Muss, der Fisch saftig gebraten und die Pommes aus frischen Erdäpfel, da konnte ich trotz Bauchschmerzen nicht wiederstehen.
Am Sonntag machte ich mich dann auf den Weg nach Launceston, wo ich auf meine Gruppe traf. Mein Wohlbefinden war immer noch nicht das Beste und so entschied ich mich, der Einladung, gemeinsam ins Pub zu gehen, nicht zu folgen. Statt dessen kochte ich mir als bekömmliches Abendessen ein wenig Gemüse und kam ins Gespräch mit einem jungen Schweizer. Nach gemeinsamen Abendessen waren wir uns einig, dass ein gemeinsames Erkunden der Insel auf alle Fälle eine lustige Zeit bedeuten könnte. Rafi hatte sein Auto wenige Wochen zuvor in Sydney gekauft und war bis jetzt allein entlang der Küste bis Melbourne gefahren. Als „Berglandler“ teilen wir die Leidenschaft die Bergwelt zu erkunden und unsere beiden Zeitpläne passten ideal zusammen. Immerhin hatte ich ja nicht nur 5 Tage Zeit für Tasmanien eingeplant. Aber zuerst musste ich mich über meine Möglichkeiten, aus der bereits bezahlte Tour auszusteigen, bei Greg erkundigen. Tja, die nette Vorstellung unabhängig zu zweit zu reisen platzte so schnell, wie sie entstanden war. Die einzige Möglichkeit mein Geld zurück zu bekommen war einen Ersatzreisenden zu finden. So leicht wollte ich nicht aufgeben. So ging ich quer durchs Hostel und fragte herum. Das Resultat: ich lernte zwar die Leute kennen, aber so spontan konnte keiner am nächsten Tag an einer Tour teil nehmen. Nachdem ich viel Geld für die Tour ausgegeben hatte, und auch so an die schönsten Plätze kommen würde, entschied ich mich also gegen die „Individualreise“.
Wir starteten am Montag in der Früh unsere Erkundung der Ostküste. Meine Gruppe bestand aus einer Gruppe Jungspunde: 2 Pärchen aus Schweden beziehungsweise Holland , ein 19 jähriges Energiebündel aus Belgien. Die 5 waren bereits eine eingeschworene Gruppe, hatten sie doch auch schon die Westküsten-Tour gemeinsam hinter sich! Ein hilfloses koreanisches „Küken“ stieß gemeinsam mit einer Gruppe „Oldies“ in Launceston dazu: Mitte 50 waren der unternehmungslustige Engländer und die Tschechin ohne Englischkenntnisse sowie eine Business-Lady aus Sydney, die gemeinsam mit ihrer 75 jährigen Mutter reiste. Die Interessen und körperlichen Ressourcen konnten also gar nicht unterschiedlicher sein.
Erster Programmpunkt war der Gorge-Walk der in Launceston durch eine wunderschöne Schlucht führt. Der knapp 1stündige Spaziergang gab einen Vorgeschmack auf die Naturschönheit von Tasmanien. Ein lustiger Sessellift ermöglicht es auch älteren beziehungsweise „wanderscheuen“ Menschen den „Walk“ zu erkundigen. Über die Hängebrücke ging es auf die andere Seite der Schlucht und über den „anspruchsvollen“ Zick-Zack-Walk zurück zum Parkplatz (alternativ gab es noch für die Oldies einen richtig flachen Weg). Oje schon jetzt wurde klar, meine Reisekollegen waren nicht unbedingt Sportkanonen. Die nächsten Stunden verbrachten wir zum Großteil im Kleinbus. Ein kurzer Stopp bei den „Carvings of Legerwood“ zum Füße vertreten, war das High-Light des Vormittags. Wir fotografierten alle brav die Baumstümpfe, deren Holzfiguren an die Verstorbenen im 1. Weltkrieg erinnern sollen und fuhren weiter nach Pyengana zur Käseverkostung. Zwar waren wir nun bei einer bekannten Käserei, doch eine Führung war nicht vorgesehen, es handelte sich wohl eher um eine Verkaufsstrategie. Egal, der Chilli-Cheddar schmeckte wirklich gut und es wartete ja noch einer der schönsten Strände der Ostküste auf uns. Zuvor besuchten wir jedoch noch Priscila, das wahrscheinlich längste Schwein der Welt. Das Entertainment-Programm sah vor, dass wir Mrs. Piggy 2 Flaschen Bier verfütterten, naja sie trank gierig und die Gruppe war unterhalten. Etwas eigenartig fand ich diesen Programmpunkt zwar schon, aber das Schwein macht das jetzt schon täglich seit 5 Jahren und wirkt einigermaßen gesund…Am späten Nachmittag kamen wir endlich zum „Bay of fires“ einem der schönsten Strände überhaupt. Wir hatten 45 Minuten und ich machte ich mich ein wenig auf Entdeckungsreise. Das Wasser war kristallklar und die Stimmung sehr speziell. Während der Himmel Richtung Norden kohlschwarz war und Regen ankündigte war der Himmel in Richtung Süden noch blau mit einzelnen Wölkchen. Wir hatten Glück, das Wetter hielt und ich wäre gerne länger gemeinsam mit Freund oder zumindest Freunden an diesem tollen Ort geblieben, um die Zeit zu genießen. Am Abend kamen wir nach Bicheno, wo in einem netten Hostel ein langer Tag zu Ende ging. Ich nutzte noch mein Bett für ein paar Turnübungen, irgendwie hatte ich das Gefühl viel zu viel im Bus gesessen zu sein.
Dienstag ging es erst mal in Bichenos Wildpark. Ich vergaß alles rund um mich und genoss es in die Beuteltierwelt Australiens einzutauchen. Die Kängurus und Wallabys waren auf Kuschelkurs und viele der Ladies hatten gerade Jungtiere in ihren Beuteltaschen. Der männliche hormonaufgepumpte Mr. Kängu war ein Muskelparket, aber nicht weniger zutraulich. Nur kurz warf ich einen scheuen Blick auf die heimischen Schlangen, dann ging es zu den Tasmanischen Teufeln. Diese drolligen Tierchen flitzen herum wie „Pfitschi-Pfeile“ und machen es einem nicht einfach sie mit der Kamera einzufangen. Erst wenn sie sich ein Päuschen gönnen und gähnen wird ein Schnappschuss möglich. Gleichzeitig wird mit einem Blick auf ihre „Hauer“ bewusst, dass es sich bei diesen flauschigen Wesen um fleischfressende Wildtiere handelt. Doch spätestens bei der Fütterung der Jungtiere, inklusive der Möglichkeit die Teufelchen zu streicheln, hat man wieder das Gefühl, dass es sich um Kuscheltiere handelt. Die nächsten 4 Stunden fuhren wir unserer Tageshauptattraktion entgegen: der „Wine glass Bay“ im Freycnet National-Park. Nach 40 Minuten erreichten wir den Look-out und wurden mit einem wunderschönen Ausblick auf die Meeresbucht, eingekesselt in die Gebirgswelt, belohnt: UNVERGESSLICH! Wir machten uns auf den Weg zur Bucht, wo wir unser mitgebrachtes Lunch-Packerl bei herrlichem Ambiente und gutem Wetter genossen. Der Aufstieg war dann endlich mal etwas für meinen bewegungshungrigen Körper. Ich kannte den Weg und den Zeitpunkt wann ich beim Parkplatz sein musste. Leider ließ es der straffe Zeitplan nicht zu, eine größere Runde im Nationalpark zu wählen, aber zumindest standen mir 90 Minuten körperliche Aktivität inklusive wunderschöner Umgebung bevor. Leider hatte ich nicht miteinkalkuliert, dass die Lady aus Tschechien einen persönlichen Motivator brauchen würde. Sie hechelte mir nach und jammerte was das Zeug hielt. Meine dezente Andeutung, jeder könne sein Tempo gehen und sie solle doch Pausen zwischendurch machen, ignorierte sie leider. Demnach versuchte ich bestmöglich auf Durchzug zu schalten. Noch dazu war ich die einzige Bezugsperson für Kathrin, denn sie hatte wohl gewisse Deutschkenntnisse, jedoch keine Englischkenntnisse. So war meine Rolle neben der als Entertainerin auch die der Dolmetscherin. Wie ihr euch vorstellen könnt, war das nicht gerade das, was ich mir gewünscht hatte. Natur, Tiere und eventuell nette Begegnungen, das war ich bis dato gewohnt gewesen und wollte ich auch weiterhin. Angekommen im Hostel in Hobart war ich erst mal vom Anblick entsetzt. Wir waren in ein 12-Bettzimmer neben dem Wohnzimmer einquartiert worden. Die Küche konnte nicht genutzt werden, denn alles war furchtbar dreckig und betrunkene Engländer blockierten die Kochmöglichkeiten. Das Zimmer stank entsprechend und die Nachtruhe wurde durch Grölen,Singen und lautes Lachen immer wieder unterbrochen. Außerdem hatte ich das erste Mal das Gefühl, ich könne den Leuten nicht trauen und trug alle Wertsachen ständig mit mir herum. Mir war bewusst geworden, dass die Tour nicht gerade ein Goldgriff war und wollte versuchen den 2. Teil-die Westküste- in Hobart zu verkaufen. Ich wurde auch fündig, 2 Engländer interessierten sich für die Tour. Wir beschlossen, uns 30Minuten später im Wohnzimmer zu treffen, in der Zwischenzeit wollten die beiden zum Bankomat. 2 Stunden später saß ich immer noch da und wartete. Endlich kam einer der beiden und meinte, sein Kontostand wäre wohl extrem limitiert. Auch die Möglichkeit, die Tour günstiger zu bekommen nahm er nicht an. Da hatte ich wohl Pech gehabt. Am nächsten Tag, nach sehr wenig Schlaf, viel Nachdenken und dem Kennenlernen der weiteren Reisegäste, die alles andere als fit aussahen, gab ich bekannt, dass ich die Tour nicht weitermachen würde und ging wieder ins Central City Backpackers. Meine Entscheidung „Geld verlieren und individuelle Reisemöglichkeiten gewinnen“, traf ich mit dem Wissen, dass Hobart selbst viele Erkundungsmöglichkeiten bietet. Außerdem hoffte ich eventuell doch nochmal auf Rafi zu stoßen und mit ihm größere Wanderungen machen zu können. Im Hostel traf ich auf einen Holländer, der mit Rafi ein wenig herumgereist war. Rafi selbst war wohl immer noch an der Ostküste. Ich schrieb ihm also eine Textnachricht mit dem Bewusstsein, dass er diese erst wieder in Stadtnähe lesen kann. Dazu sei gesagt, dass es an der Küste kein Handynetz gibt. Ich nutzte das schöne Wetter und ging in den Botanischen Garten. „Der Alchimist“ – Ciskas Abschlussgeschenk – war mein täglicher Begleiter in Hobart. Ich setzte mich also auf eine Bank und tauchte ein in die Welt des Schafhirten, der auf der Suche nach seinem Schatz viele lehrreiche Begegnungen und Erlebnisse hat. Irgendwie konnte ich mich in diesem Moment sehr gut in den Abenteurer versetzen, der immer wieder alles verlieren musste, um im Endeffekt dort seinen Schatz zu finden, wo er gestartet war. Ich weiß, dass meine Wurzeln immer in Österreich sein werden, wo ich Familie und Freunde habe und meine Heimat ist. Aber Reisen, Erfahrungen sammeln, die Schätze der Natur erkunden und interessante Menschen kennen zu lernen ist im Moment genau das, was mich persönlich wachsen lässt!
Am nächsten Tag hatte ich genug geschlafen, um Mount Wellington, Hobarts Hausberg zu besteigen. Am Gipfel angekommen läutete mein Mobiltelefon, Rafi an der anderen Leitung. Er teilte mir zerknirscht mit, dass er wohl 2 Reisende aufgegabelt hätte und nun sein Auto voll wäre. Früher wäre das für mich wieder ein Moment gewesen alles in Frage zu stellen. Doch soweit habe ich gelernt: alles im Leben hat seinen Sinn und die Situation konnte ich gut nutzen, um mir um Gott und die Welt Gedanken zu machen und diese vielleicht sogar ein wenig zu strukturieren.  Mit Humor löste ich also die Situation und machte Rafi klar, dass Hobart für mich gerade genau das Richtige ist. Der Gipfelausblick war zudem einfach genial. Die wenigen Wolken am Himmel machten einen 180°Rundumblick möglich und nur der Wind verhinderte, dass ich länger blieb. Wieder im Hostel angekommen tratschte ich mit meinen Zimmerkolleginnen und holte ein paar Tipps für Melbourne und Sydney ein.
Am Samstag war eine Parade an der Hauptstraße und die Bläser bei uns im Hostel einquartiert. So wurde ich vom Einspielen von Trompete und Co geweckt, naja es gibt Schlimmeres  Die Stadt wimmelte von Leuten und ich war froh wieder mal mit meinem Buch ausgestattet in den botanischen Garten flüchten zu können. Auf den Weg dorthin begegnete ich einem alten Ehepärchen mit 3 Hunden. Ach wie ich meine liebe Aki vermisse. Da hilft es schon manchmal einen „Ersatzhund“ zu knuddeln.
Ostersonntag ging ich dann mit meinen Zimmerkolleginnen in ein noch unentdecktes nettes Stadtviertel. Die beiden deutschen Mädels arbeiten hier in einer Bäckerei um sich ihre Weiterreise zu finanzieren. Beim Erkunden der Gegend hörte ich dann aus einer Kirche Gospelgesang. Neugierig wie ich bin, öffnete ich vorsichtig die Tür und wurde gleich von einer älteren Dame eingeladen einzutreten. Ich genoss die gemeinsame Ostermesse, die so anders abläuft als bei uns zu Hause. Die Kinder bekamen Ostersackerl vom Reverent, die sie auch gleich verschmausen durften, alle sungen mit frohen Herzen mit (auch mit lustigen Überstimmen und Kanonversionen) und ich nahm dem Priester seine Rede wirklich voll und ganz ab. Zum Schluss ging es gemeinsam auf den Kirchenvorplatz, wo nochmal gemeinsam gesungen wurde und dann zu gemeinsamen Tee eingeladen wurde. Ich beschloss den Moment zu nutzen und zu gehen. Der Reverent holte mich noch kurz zu sich um noch ein wenig mit mir zu plaudern und mich zum Tee einzuladen. Aber für mich war es der richtige Moment um zu gehen. Immerhin musste ich auch zum Bus, um wieder mal den Weg Richtung Norden anzutreten.
Diesmal ging der Weg nach Devonport. Dort angekommen ging es in das „Gingerbread Backpacker Hostel“. 12 Betten im ersten Stock eines Cafehauses. Die Besitzer waren auf Osterurlaub und so öffnete mir ein Mitarbeiter die Tür. Wir waren nur zu 3. In dieser Nacht und ich hatte ein Zimmer für mich allein. Am nächsten Tag gingen auch die letzten Gäste und Charles, der Mitarbeiter aus Nordengland, verließ nach 12 Monaten den Ort um weiterzureisen. Ich hatte also das Knusperhäuschen für mich alleine.  Doch Devonport bietet auch im Freien einen netten Strand und einen beeindruckenden Ausblick auf die Weite des Meers. Ich war also unter Tags unterwegs und klapperte die beiden Ufer ab, immerhin würde ich den nächsten Tag 9 Stunden auf der „Spirit of Tasmania“ verbringen.
Die Fähre bringt mich nun nach Melbourne, wo ich meine letzten Tage allein verbringen werde, bevor ich in 4 Tagen mein großes Wiedersehen mit Christof in Sydney feiern werde!

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